Pauls Rückkehr ins Klassenzimmer Inspire article

Übersetzt von Jakob Suckale. Wie jeder Lehrer weiß, ist der Beruf nicht einfach. Was also bewegt einen professionellen, erfahrenen Bioinformatiker dazu, eine etablierte Karriere für einen Platz im Klassenzimmer aufzugeben? Vienna Leigh vom Europäischen Molekularbiologie-Labor recherchiert.

Nach fünf Jahren am Europäischen Bioinformatik Institut (EBI)w1 in Hinxton, Großbritannien, setzt Paul Matthews zu einem mutigen Sprung an. Als Teil eines Programmes für diplomierte Lehrer wird Paul ein akademisches Jahr in zwei verschiedenen britischen Schulen verbringen, um danach als qualifizierter Lehrer anerkannt zu werden. Das Programmw2 ist darauf ausgerichtet Professionelle mit finanziellen Verpflichtungen, insbesondere Wissenschaftler, dazu zu motivieren in die Lehre zu gehen und den chronischen Mangel an Lehrern in den Wissenschaften auszugleichen.

„Ich bin glücklich Teil dieses Programms zu sein. In meiner Region kommen dafür die Universität Cambridge, einige sehr gute lokale Schulen und die regionale Verwaltung zusammen“, erklärt Paul. In seiner neuen Arbeit wird er 11- bis 16-Jährigen in Biologie, Physik und Chemie sowie 16- bis 18-Jährigen in seinem Spezialfach Humanbiologie auf die A levels und das internationale Baccalaureate vorbereiten.

Paul hatte viele Gründe für seine Entscheidung und sicherlich genug Zeit darüber nachzudenken. Im letzten Jahr musste er sich wegen einem angeborenen Herzproblem einer schwierigen Operation unterziehen und die 3-monatige Erholungszeit gab ihm genug Zeit über seinen Zukunft nachzudenken.

„Ich empfehle jedem offene Herzchirurgie, der entscheiden muss was er/sie im Leben machen möchte“, lacht er. „Es gab mir Zeit mich hinzusetzen und wirklich darüber nachzudenken was ich als nächstes tun will und was richtig für meine Karriere ist. Ich habe für viele Jahre in der Industrie und im akademischen Bereich gearbeitet und wollte eine Veränderung.”

Er verlässt das EBI, am Wellcome Trust Genome Campus nahe Cambridge und Teil des Europäischen Molekularbiologischem Labors (EMBL). Die Wissenschaftler dort sammeln, speichern und pflegen biologische Datenbanken von Proteinsequenzen, makromolekularen Strukturen – den Bausteinen von lebenden Organismen – um anderen Forschern zu helfen herauszufinden wie diese Komponenten sich zu einen System zusammenfügen.

Als Leiter des institutseigenen Liaison-Programms war Paul dafür verantwortlich den potentiell großen Einfluss von Neuerungen in der Bioinformatik auf die Industrie zu vermitteln. Das Programm bietet Datenbank-Training, entwickelt bioinformatische Standards, hilft den Industriepartnern mit technischer Entwicklung und eröffnet Netzwerkmöglichkeiten. Pauls Partner im täglichen Umgang waren große, multinationale Biotech-, Pharmazie-, Landwirtschafts-, Nahrungs-, Pflege- und Medizingerätefirmen.

Pauls Entscheidung für den Berufswechsel hat sowohl emotionelle als auch praktische Aspekte. „Ich habe immer den Lehranteil an meinem vorherigen Job genossen“, sagt er. Während seiner 13 Jahre in der Bioinformatik mit Firmen wie GlaxoSmithKline und akademischen Organisationen wie dem EBI hat er viel Lehrerfahrung gesammelt. Er ist es gewöhnt sowohl vor 20 als auch 200 Personen zu stehen, aber er sagt: „Bisher waren es immer Erwachsene und sie waren immer bereits an Wissenschaft interessiert!“ Das Programm für diplomierte Lehrer ist deshalb für Paul die Erfüllung eines alten Traumes. „Ich habe oft darüber nachgedacht in die Lehre zu gehen, war aber nie in der finanziellen Situation dafür“, sagt er. „Ich habe ernst darüber nachgedacht bevor ich ans EBI kam, aber zu dieser Zeit hatte ich eine kleine Familie und viele Verpflichtungen. Jetzt liegen die Dinge etwas anders und das Programm ermöglicht mir zu lernen während ich ein regelmäßiges Einkommen beziehe.“

Ein weiterer Grund für Paul waren seine eigenen Kinder. „Während meine Kinder älter werden, erfahre ich von ihnen mehr über was sie in der Schule lernen und habe eine bessere Einsicht was in der Schule passiert“, sagt er. „Ich will, dass sie in allen Fächern eine gute Ausbildung bekommen, aber es ist fast naiv so zu denken, weil so viele Lehrer, vor allem in den Naturwissenschaften, fehlen. Lehrer haben einen schwierigen Job und ich denke nicht, dass ich erwarten kann, dass meine Kinder gut ausgebildet werden, wenn ich nicht wie die Lehrer bereit bin mich einzusetzen und es selbst zu versuchen. Deshalb dachte ich, wieso nicht?”

Paul glaubt, dass Wissenschaft mehr als andere Fächer zurückfällt wenn Kinder während ihrer Schullaufbahn Themenbereiche wählen. „Wenn Wissenschaft nicht so gelehrt wird, dass Kinder Zugang dazu bekommen, dann lehnen sie es schnell ab“, sagt er. „Wenn sogar die Lehrer nicht interessiert sind, weil sie immer öfters für jemanden kurz- oder langfristig aushelfen, dann können sie die Begeisterung für das Thema nicht vermitteln. Wenn es nicht etwas ist, das ihre Leidenschaft weckt, wie können sie dann Kinder dafür interessieren?

„Es ist nicht nur wie gelehrt wird. Wissenschaft wird am leichtesten abgewählt, wenn es mit anderen Fächern kollidiert. Man hört nie, dass jemand, wie z.B. in Französisch, Nachhilfe in Wissenschaften nimmt, wenn es mit einem anderen Fach im Wochenplan überlappt.”

Trotz solcher Herausforderungen hat Paul größtenteils positive Erwartungen an seinen neue Karriere. „Ich glaube, Kinder zur Wissenschaft hinzuführen, Wege sie zu stimulieren und Wissenschaft für sie relevant zu machen, wird eine wirklich dankbare Herausforderung sein“, sagt er. „Es wird der härteste Teil zu versuchen eventuell uninteressierten Teenagern zu zeigen wie sehr Wissenschaft Teil ihres Lebens ist.”

Er hat damit an seinen Gastschulen während mehrwöchiger Praktika schon Erfahrung gesammelt. „Einer dieser Tage war eine Probestunde für Zehnjährige, während der sie lernen sollten mit dem Bunsenbrenner Flammtests zu machen“, sagt er. „Man konnte an ihren Gesichtern erkennen, dass nicht ein Einziger gelangweilt war. Nicht jede Stunde hat so viel spannende Praxis, aber wenn du siehst wie bei jemandem die Augen beginnen zu leuchten, weil er/sie etwas erkennt oder zum ersten Mal versteht, dann ist das ein richtiges Erfolgserlebnis.

„Ich bin nicht naiv genug zu glauben, dass sie alle Wissenschaft lernen wollen. Doch es gibt etwas was Kinder zwischen ihrem jungen, begeisterungsfähigen Alter und der Pubertät veranlasst Wissenschaft abzuwählen und ich hoffe herauszufinden, was das ist. Vielleicht das andere Geschlecht oder die Annahme, dass Wissenschaft zu hart und nicht zugänglich genug ist.

„Ich denke nicht, dass ich alle zu brillanten Wissenschaftlern machen werde, aber es ist gut auch nur einen kleinen Unterschied zu machen – etwas dazu beizutragen ein vielseitigen Menschen zu formen. Vielleicht werde ich eines Tages einen Klempner anrufen, der sich als ehemaliger Schüler von mir herausstellt und er wird einfach eine gute Person sein. Andererseits wird es fantastisch sein, die erste Doktorarbeit eines ehemaligen Schülers zugesandt zu bekommen!”

UK, Paul Matthews is making a brave move. On a scheme called the Graduate Teacher Programme, Paul will spend one academic year teaching at two UK schools, after which he will be expected to have passed all the standards to become a qualified teacher. The programme is designed to encourage professional people with financial commitments, and scientists in particular, to enter teaching and fill the chronic shortage of science teachers.

“I feel really lucky to have got on this scheme; in my area it involves academic help from Cambridge University, some very good local schools in the partnership and the local authority,” explains Paul. In his new job, he will teach children aged 11-16 biology, physics and chemistry, and students aged 16-18 his specialist subjects, biology and human biology, for the A level and the international baccalaureate.

Paul had many reasons for his decision, and has definitely had plenty of time to think about it. Last year, he underwent major surgery for a congenital heart problem, and the three months’ convalescence gave him a lot of time to reflect on his future.

“I’d recommend open heart surgery to anyone who needs to work out what to do with their life!” he laughs. “It gave me the time to sit down and really think about what to do next – and what is right for me at this stage of my career. I’ve worked in industry and academia for many years and really wanted a change.”

He’s leaving the EBI, located on the Wellcome Trust Genome Campus near Cambridge and part of the European Molecular Biology Laboratory (EMBL). The scientists there collect, store and curate databases of biological data including protein sequences and macromolecular structures, in effect ‘parts lists’ for many living organisms, so other researchers have a repository of data to help them look at how the individual components fit together to build systems.

In running the institute’s industry support programme, Paul catered for the major impact that advances in bioinformatics have on industry. The programme provides training in the databases, develops bioinformatics standards, helps industry partners with technical development and provides networking opportunities. The partners Paul dealt with every day included large, multinational biotech, pharmaceutical, agricultural, nutrition, personal care and medical device companies.

Paul’s decision to change jobs has had both emotional and practical considerations. “I’ve always enjoyed the teaching I’ve done as part of my job in the past,” he says. During his 13 years in bioinformatics, both in companies such as GlaxoSmithKline and academic organisations including the Wellcome Trust Sanger Institute and the EBI, he’s had a lot of experience in the classroom and is equally happy presenting to 20 or 200, but as he says, “so far it has always been adults, and they were always already interested in science!” The Graduate Teacher Programme is, therefore, allowing Paul to fulfill a long-term dream. “I’ve often thought about going into teaching, but I’ve never been in a financial position to do so,” he says. “I thought about it seriously before I came to the EBI, but then I had a small family and lots of commitments. Now, things are a bit more settled, and the scheme allows me to train while retaining a steady income.“

Another persuasive aspect for Paul has been his own children. “I’m having more interaction with my kids about what they’re learning at school as they get older, and more of an insight into what’s going on in the schools,” he says. “I want mine to have a good education in all subjects but it’s almost naïve to expect that, as there’s such a shortage of teachers, especially in science. Teachers have a difficult job and I don’t think I can expect my children to be taught well unless, like the teachers, I would actually be prepared to get in there and have a go at it myself. So I thought, why don’t I?”

Paul believes science suffers more than other subjects when it comes to children making their subject choices at key stages in their schooling. “If science isn’t taught in a way that kids can relate to, then they very quickly dismiss it,” he says. “If even the people who are teaching it aren’t interested – because they’re covering for someone, or are supply teachers, which is happening more and more often – they can’t convey an excitement for the subject. If it’s not something they’re passionate about, how can they encourage the children to be interested in it?

“It’s not just the way it’s taught, though. Science is most easily given up if it conflicts with other subjects. You never hear about someone having private tuition in science as they might in French, for example, if it clashes with something else in the curriculum.”

Despite such challenges, though, Paul has mostly positive expectations about his new career. “I think switching kids on to science – finding ways to engage them and make science relevant for them – will be a really rewarding challenge,” he says. “That will be the hardest part – trying to find ways to make potentially disinterested teenagers see how much science is a part of their lives.”

He’s already had some experience of this challenge, having done several weeks’ placements in his host schools. “One of those days just happened to be a taster session for ten-year-olds having their first science lesson, learning how to light a Bunsen burner and doing flame tests,” he says. “Looking at their faces, not one of them was bored. Not every science lesson has that much hands-on fun, but if you see the light switch on in someone’s face as they see something or understand something for the first time, it gives you a real buzz.

“I’m not naïve enough to think that they’ll all want to learn science – and something certainly happens to make kids disinterested, between that young, excited age and adolescence, when they have to choose subjects, and I’m hoping to find out what that is. The opposite sex, maybe, or the perception that science is too hard, or not accessible enough.

“I don’t imagine I’ll be able to make them all brilliant scientists, but it will be nice to make a difference of any sort – to have a hand in making a well-rounded human being. Maybe one day I’ll call a plumber, and it will be one of my former pupils, and he’ll just be a nice guy. Having said that, getting the first PhD thesis in science sent to me by a former student will be fantastic!”


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Review

Dieser Artikel hat Antworten für diejenigen, die vor der Entscheidung stehen, ob sie Lehrer der Naturwissenschaft werden sollen, oder diejenigen, die sich fragen, ob sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Paul Matthews zählt im Interview viele Gründe auf Lehrer zu werden. Seine Entscheidung, basierend auf einer Kombination von persönlichen, finanziellen und sozialen Umständen, ist inspirierend.

Der Artikel bietet den Ausgangspunkt für eine gute Diskussion und kann sowohl in wissenschaftlichen als auch nicht-wissenschaftlichen Schulstunden verwendet werden. Fragen wie ‚War Pauls Entscheidung richtig?‘ oder ‚Wird er als Lehrer zufriedener sein oder seine Entscheidung bereuen?‘ können eine lebhafte Diskussion einleiten, besonders wenn man in Betracht zieht, dass der Artikel sich mit den Schülern selbst beschäftigt.

Michalis Hadjimarcou, Zypern

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