Blogge darüber! Wie man Schüler mit Wissenschaft vertrauter macht Understand article

Übersetzt von: Verena Suchanek. Die jugendliche Bloggerin Julia Paoli und ihre Lehrerin Lali DeRosier besprechen, wie Bloggen Schülern der Naturwissenschaften helfen kann.

Julia Paoli bloggt auf
„Viruses 101“

Mit freundlicher Genehmigung
von Julia Paoli

Letztes Frühjahr war Lali DeRosier auf einer Wissenschaftskommunikationskonferenz, die auf jugendliche Blogger zugeschnitten war. Durch Zufall hat sie erfahren, dass Scitable nach mehr Schülern sucht, die dem dazugehörigen Blog-Netzwerk Young Voices beitreten wollen. Scitable ist der Bildungszweig der Nature Publishing Group w1. “Sie haben drei Stufen an Bloggern”, erklärt sie. “Professionelle Wissenschaftler, Studenten der Naturwissenschaften, und Mittelschulenschüler.”

Ausgestattet mit Bewerbungsdetails kam Lali von der Konferenz zurück und machte sich auf die Suche nach Freiwilligen.

Scitable veröffentlicht nun vier Blogs von Schülern aus Lalis Schule: Die Trinity Preparatory School in Florida, USA. Mit ihren 16 Jahren ist Julia Paoli die Jüngste dieser Blogger und hat einen Blog, der Viruses 101w2 heißt. “Viren geben ein richtig gutes Thema für einen Blog her, da sich die meisten Leute für sie interessieren und es genügend aktuelle Forschung über sie gibt, die Woche für Woche fortgesetzt wird”, erklärt Julia

Hinter den Kulissen des Blogs

Jeder Blogeintrag beschäftigt sich mit einer neuen wissenschaftlichen Publikation oder mit etwas, das in den Nachrichten war und mit Viren zu tun hat. Julia sucht sich oft selbst ein Thema aus, nachdem sie das Internet nach Ideen durchkämmt hat. “Ich erhalte auch Ideen, die mir meine Eltern, Frau DeRosier oder Klassenkameraden vorschlagen”, sagt sie. “Manchmal erzählen mir auch meine Redakteure von Scitable etwas, von dem sie gerne hätten, dass ich mich darauf konzentriere.” Zum Beispiel beschäftigt sich ein neuerer Blogeintrag mit der Diskussion um den Preis zweier neuer Hepatitis C-Medikamente in den USA. In einem anderen Eintrag diskutiert Julia die Entdeckung, dass Viren, die mit Silica umhüllt werden, unter Bedingungen, die denen auf dem Mars ähnlich sind, überleben können. “Im Moment arbeite ich an einem Eintrag über Pocken, da die Redakteure von Scitable gerne hätten, dass ich etwas in Zusammenarbeit mit einem anderen Blog schreibe.”

Bevor Julia einen Eintrag schreibt, liest Julia relevante Artikel über das Thema in Zeitschriften, Blogs und Zeitung. “Von Zeit zu Zeit kontaktiere ich auch einen Wissenschaftler und schreibe ihm eine Email”, sagt sie. Als sie angefangen hat zu bloggen, haben die Scitable-Redakteure ihre Einträge editiert, bevor sie veröffentlicht wurden, aber mittlerweile hat sie mehr freie Hand.

Julia bekommt noch immer etwas Hilfe beim Verbessern ihrer Einträge, diese kommt jedoch von ihrem Vater. “Ich habe das Glück, dass mein Vater einen wissenschaftlichen Hintergrund hat und weiß, worüber ich schreibe.”

Bloggen als ein Schritt Richtung Wissenschaft

Aus dem Blick der Schülerin

Das Bloggen hat Julia nicht nur ermöglicht mehr über Wissenschaft zu lernen sondern hat ihr auch weitere Möglichkeiten eröffnet. Im Februar hat sie an ihrer ersten Wissenschaftskommunikationskonferenz teilgenommen, ScienceOnline Togetherw3, und auch darüber gebloggt. Ihre persönlichen Höhepunkte der 3-tägigen Konferenz waren unter anderem das Kennenlernen neuer Genres der Wissenschaftskommunikation, wie etwa Lieder über Wissenschaft und Wissenschafts-Comics. Sie konnte dort auch zum ersten Mal Speiseeis, das mit Hilfe von Trockeneis hergestellt wurde, probieren.

Julia hat sich zum Ziel gesetzt, jeden Monat zwei Blogeinträge zu schreiben, jedoch ist das manchmal nicht einfach für sie zwischen Schule und ihren anderen Hobbies, wie Tanzen und Geige spielen, Zeit zu finden. Sie sagt, es ist die Rückmeldung von Lesern, die sie am Schreiben hält. “Es melden sich Leute aus allen Gesellschaftsschichten bei mir und stellen mir Fragen oder geben mir positive Rückmeldung, was mich wirklich zum Schreiben antreibt”, sagt Julia. “Es versüßt mir den Tag zu wissen, dass Leute meine Arbeit und mein Gelerntes lesen”. Julia ermuntert andere Jugendliche, die sich sowohl für Wissenschaft als auch für das Schreiben interessieren, selbst einen Blog anzufangen.

Zwei Jahre vor ihrem Abschluss an der High School sieht Julia ihre Zukunft in einer wissenschaftlichen Karriere. “Zum jetzigen Zeitpunkt glaube ich nicht, dass ich das Schreiben zum Beruf machen will. Mir macht Schreiben Spaß, aber ich möchte lieber selbst Wissenschaft praktizieren. Ich weiß aber noch nicht, in welchem Bereich”, sagt sie.

Aus der Sicht der Lehrerin

Farbverstärktes
Elektronenmikroskopiebild
eines Ebola virus-Partikels.
Ebola war unlängst in den
Nachrichten und wurde in
Julias Blog behandelt.

Mit freundlicher Genehmigung
von Thomas W. Geisbert,
Boston University School of
Medicine

Für Lali ist es eine sehr positive Erfahrung jugendliche Blogger in ihrer Schülerschar zu haben und es hat ihr auch nicht viel zusätzliche Arbeit bereitet. Sie hat ein paar Besprechungen mit der Bloggergruppe organisiert, um von ihnen Rückmeldung zu bekommen und mit ihnen über den Ablauf zu sprechen. “Dadurch dass Scitable selbst so gut organisiert ist”, sagt sie, “ist es nicht viel Arbeit für mich. Ich bin nur so etwas wie eine Motivatorin.”

Lali ist ein großer Fan davon, Blogs in den Wissenschaftsunterricht zu integrieren. “Für beide, Leser und Verfasser, sind Blogs ein wirklich guter Übergang zu förmlicherem wissenschaftlichen Scheiben”, sagt sie. “ Sie bieten eine tolle Möglichkeit Leute auf eine nicht-einschüchternde Art und Weise in sehr komplexe wissenschaftliche Themen einzubeziehen.

Blogeinträge sind in der Regel kürzer und ihre Sprache ist informeller als die in Zeitschriften- und Zeitungsartikeln, erklärt Lali. “Sie können in vielen unterschiedlichen Stimmlagen und Stilen verfasst sein: Sie können sehr ernst oder investigativ sein oder sie können eher witzig sein. Daher erlauben sie eine große Flexibilität darin, für was sich die Leute interessieren zu lesen oder zu schreiben.

Lali bezieht in ihren Unterricht sowohl Blogeinträge ein, die von ihren Schülern geschrieben wurden als auch solche von anderen Verfassern. “Anstatt meinen Schülern einen trockenen Wissenschaftsartikel zum lesen zu geben”, erklärt sie, “ gebe ich ihnen irgendeinen Blogeintrag, bevor ich sie an die formale Forschung heranführe.” Andere Blogs, die sie verwendet, sind zum Beispiel auf der Seite der National Geographic Society, des Discover Magazines und des Scientific American veröffentlicht.

Sich mit Bloggen zu beschäftigen hat Lali auch inspiriert neue Aspekte in ihren Unterricht aufzunehmen. “Zur Zeit arbeite ich mit einem Studenten im Aufbaustudium zusammen, um einen Lehrplan zu wissenschaftlichem Schreiben zu entwickeln, der in unserer Schule aufgenommen werden soll”, schließt sie.


Web References

  • w1 – Scitable ist eine freie Wissenschaftsammlung und eigenes Lernhilfsmittel der Nature Publishing Group. Besuchen Sie die Blogwebseite.
  • w2 – Lesen Sie Julias Viruses 101 Blog.
  • w3 – ScienceOnline war eine gemeinnützige Organisation, die eine jährliche ScienceOnline Together Konferenz für Leute, die Wissenschaft betreiben oder online kommunizieren ausrichtet.

Resources

Author(s)

Dr. Nina Notman ist eine Wissenschaftsjournalistin und Redakteurin. Nach dem Abschluss ihrer Doktorarbeit in synthetischer organischer Chemie an der Universität Bristol, Großbritannien, begann sie eine Laufbahn im Verlagswesen, wo sie den Begutachtungsprozess verschiedener Zeitschriften der britischen “Royal Society of Chemistry” geleitet hat. Sie hat dann zum Wissenschaftsjournalismus gewechselt und arbeitete bei dem Vorzeigemagazin der Society, dem Chemistry World. Anfang 2012 hat Nina das Magazin verlassen und sich selbstständig gemacht.

Review

Der Artikel ist ein hervorragendes Zeugnis dafür, wie Bloggen dem Lernen und Lehren von Wissenschaft zugute kommt, nämlich auf dem vor-universitären Niveau. Es ist besonders interessant, da die Blogger Schüler sind, und nicht wie so oft, Lehrer.

Betina da Silva Lopes, Portugal

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CC-BY-NC-ND

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