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Versuch 1: Untersuchung von Wasserdichte und Schichtun (Word)
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Übersetzt von Kathrin Schäker. Im Gegensatz zum Sprichwort, sind tiefe Wasser oft das Gegenteil von still - dies gilt genauso für das marine Leben. Versuche mit gewöhnlichen Wasserbecken sind eine gute Möglichkeit um etwas über die physikalischen Vorgänge unterhalb der Wellen…
Wenn wir an den Klimawandel denken, ist eine der größten Sorgen, dass große Meeresströme, wie der Golfstrom, von ihren Bahnen abweichen und so das von ihnen abhängige Wettersystem durcheinander bringen. Aber was ist die Ursache, dass sich solche Ströme überhaupt erst bilden?
Ein Teil der Antwort ist die Gravität. Die Gravität wirkt auf Wassermassen mit unterschiedlichen Dichten und dies, zusammen mit dem Wind und der Erdrotation, erschafft Kräfte und Ströme in den Ozeanen. Diese Prozesse haben nicht einfach nur mögliche Auswirkungen auf unser Klima, sie haben auch einen großen Einfluss auf die Lebenswelt der marinen Organismen.
Daraus folgend benötigt jeder Student der Ozeanographie ein gutes Verständnis dieser Vorgänge. Jedoch bemerkte eine Gruppe von Meeresforschern der Universität von Maine, USA, vor ein paar Jahren, dass ihre Studenten der Meereskunde unwissend bezüglich der physikalischen Grundlagen ihres Faches waren und sich hauptsächlich auf die Biologie konzentrierten. Daraus resultierend beschlossen sie Lehrmittel zusammenzutragen um Studenten davon zu überzeugen, dass Ozeane ein ungewöhnlich spannendes Feld sind, um sich mit Physik zu befassen. Dieser Artikel basiert auf diesen Lehrmitteln (Karp-Boss et al., 2009) und konzentriert sich auf Schlüsselkonzepte der Physik, die auch fundamental für die Ozeanographie sind und bietet so einen überzeugenden, umweltbezogenen Kontext für das Verständnis von physikalischen Vorgäng.
Natürlich lernen Schüler am besten wenn sie aktiv eingebunden werden, daher beinhalten die Lehrmittel verschiedene Versuche um die Schüler zu animieren und um ihre Anschauungen zu hinterfragen. Zwei Versuche, die die Ozeanographen erfolgreich in ihren Klassen durchgeführt haben, sind hier beschrieben: einen mit Fokus auf Dichte, der andere auf Wellen. Beide können mit Schülern weiterführender Schulen aller Altersklassen durchgeführt werden (11-19 Jahre).
Im ersten Versuch wird gezeigt, wie die Schichtung des Wassers, als Resultat von Dichteunterschieden aufgrund von Temperatur oder Salzgehalt, zustande kommt. Der zweite Versuch fokussiert sich auf interne Wellen; Resonanz und natürliche Frequenz werden auch demonstriert. Für beide Experimente wird der Versuchsaufbau vor Beginn aufgebaut und die Schüler führen die Experimente bis zu 30 Minuten pro Experiment aus (Arbeitsblätter hierfür finden sich weiter unten und zum Herunterladen von der Science in School Webseitew1). Der letzte Teil der Schulstunde wird zur Zusammenfassung der Ergebnisse und für Diskussionen genutzt.
Dichte ist eine fundamentale Eigenschaft eines Stoffes. Sie ist als die Masse pro Volumen eines Materials definiert, also wieviel Masse in einem gegebenen Volumen vorhanden ist. In der Ozeanographie wird die Dichte zur Charakterisierung von Wassermassen und zur Untersuchung der Zirkulation von Ozeanen genutzt. Viele Vorgänge in den Ozeanen werden durch Unterschiede in der Dichte hervorgerufen: die großflächige Zirkulation und der Kohlenstofftransport von Partikeln, die von der Oberfläche in das Tiefwasser sinken, sind nur zwei Beispiele.
Obwohl die Wasserdichte von 998 kg/m3 bei Süßwasser bei Raumtemperatur bis zu beinahe 1250 kg/m3 in Salzseen reichen kann, hat das Ozeanwasser einen viel kleineren Dichtenbereich (ungefähr 1020-1030 kg/m3). Der Salzgehalt und die Temperatur sind die Ursache für den Großteil der Variabilität in der Dichte des Meerwassers. Wenn die Salzkonzentration steigt, ausgelöst durch Verdunstung oder Eisbildung, steigt auch die Dichte. Höhere Temperaturen reduzieren die Dichte, während Abkühlung sie erhöht.
Die Dichte von ozeanischen Meereswasser steigt jedoch nicht gleichmäßig mit der Tiefe: stattdessen bildet sich eine Reihe von Schichten aus Wasser mit unterschiedlichen Dichten (Abbildung 1).
Diese Schichtung bildet eine Barriere für den Austausch von Nährstoffen und gelösten Gasen zwischen dem oberen, sonnenbeschienenen Abschnitt in dem das Phytoplankton gedeiht und dem tiefen, nährstoffreichen Wasser. Die Durchmischung von geschichteten Abschnitten erfordert Arbeit: denken Sie daran wie stark Sie eine Flasche mit Salatdressing schütteln müssen um Öl und Essig zu mischen. Daher würde ohne ausreichende Energie, wie von Wind oder sich brechenden Wellen, das Phytoplankton an der Oberfläche des Ozeans keine Nährstoffe erhalten.
Die Dichte ist nicht die erste Sache die uns einfällt wenn wir ans Meer denken, dies sieht bei Wellen jedoch anders aus. Wellen gibt es überall – in den Ozeanen, in Seen und natürlich an Stränden und sie werden aufgrund ihrer destruktiven Ausbildung, als Tsunamis, gefürchtet.
Die meisten dieser Wellen sind die, von den Physikern, sogenannten Oberflächenwellen. Aber es gibt auch interne Wellen, die an den Grenzflächen zwischen den Dichteschichten des Wassers auftreten. Im Ozean durchmischen brechende interne Wellen die Schichten und holen so die darin enthaltenden Nährstoffe herauf.
Die Geometrie eines Wasserbassins (so wie ein See oder eine Bucht) bestimmt welche Wellen sich bilden wenn Kraft ausgeübt und dann abgegeben wird (z.B. durch einen vorbei ziehenden Sturm). Diese Wellen sind der „natürliche Modus“ des Beckens, ähnlich wie Schallwellen in einem Musikintrument, wo eine bestimmte Frequenz durch die gegebene Länge einer Saite oder einer Luftsäule erzeugt wird. Dieses Phänomen wird Resonanz genannt.
In der Meereskunde gibt es ein weiteres Phänomen, bekannt als Seiche (abgeleitet von einem alten französischen Wort das „hin und her schaukeln“ bedeutet). Dies passiert wenn eine stehende Welle in einem halbgeschlossenen Wasserkörper entsteht und sich als eine Masse von der einen zur anderen Seite hin- und herbewegt, ähnlich wie die Gezeiten. Ein Beispiel ist die Adriatische Seiche, die eine Periode von 21,5 Stunden hat und mit ernsthaften Überschwemmungen in Venedig, Italien, in Zusammenhang steht. Andere natürlich vorkommende Beispiele einer Seiche wurden im Genfer See und in der Ostsee beobachtet.
Länge des Beckens (m) / gemessene Zeit (s) = Geschwindigkeit der Welle (m/s)
Die Energie von internen Wellen ist generell geringer als die von Oberflächenwellen. Dies ist so weil die Rückstellkraft der Gravität geringer für interne Wellen ist, dies wird verursacht durch die relativ kleine Differenz in der Dichte zwischen Wasserschichten (verglichen mit der Differenz zwischen Wasser und Luft bei Oberflächenwellen). Diese geringere Energie bedeutet, dass, in einem Becken (oder Wasserbasin) einer bestimmten Größe, die natürliche Frequenz der internen Wellen auch geringer sein wird als die der Oberflächenwellen.
Zusätzlich zu Oberflächenwellen unterstützen geschichtete Flüssigkeiten interne Wellen; in zweilagigen Flüssigkeiten bewegen sich diese Wellen auf der Grenzfläche zwischen den beiden Flüssigkeiten. Ihre Perioden sind signifikant länger als die der Oberflächenwellen und ihre Amplitude kann signifikant größer sein. Wenn wir das Zwei-Lagen System stören, werden viele Wellen initial angeregt, jedoch nur solche die zur Geometrie des Beckens passen (schwingen) bleiben erhalten. Das Einfügen eines Plastikstückes an einem Ende des Beckens, um ein ansteigendes flaches Stück Meeresboden zu simulieren, kann dazu führen, dass die internen Wellen brechen, ähnlich wie Oberflächenwellen, die an einem Strand brechen, jedoch unterhalb der Oberfläche.
Dieser Artikel basiert auf den Lehrmitteln, die von der Organisation COSEE (Center for Ocean Sciences Education Excellence) mithilfe der Meeresforschern Lee Karp-Boss, Emmanuel Boss, Herman Weller, James Loftin und Jennifer Albright (Karp-Boss et al., 2009) entwickelt wurden.
Im Besonderen gibt es Videos, die die Durchführung von Versuch 1: Untersuchung von Wasserdichte und Schichtung und Versuch 2: Untersuchung von internen Wellen zeigen.
Denny MW (1993) Air and Water: The Biology and Physics of Life’s Media. Princeton, NJ, USA: Princeton University Press
Denny M (2007) How the Ocean Works: An Introduction to Oceanography. Princeton, NJ, USA: Princeton University Press
Oftmals wird kein Zusammenhang zwischen der Physik und unserem alltäglichen Leben gesehen, dies führt oft dazu, dass viele Schüler kein Interesse an diesem Fach haben. Dieser Artikel bedient sich der Ozeanographie um einen Kontext für physikalische Vorgänge zu bieten und soll so helfen, das Interesse der Schüler zu wecken. Der Artikel kann im Biologie- oder Physikunterricht verwendet werden, insbesondere wenn marine Inhalte behandelt werden.
Die zwei beschriebenen Versuche können entweder vom Lehrer zu Demonstrationszwecken vorgeführt oder von den Schülern selbst durchgeführt werden. Sie können entweder vor der Erklärung der physikalischen Konzepte die sie aufzeigen durchgeführt werden (um die Schüler anzuregen über das Gesehene nachzudenken) oder nach der Erläuterung. Zusätzliche Experimente über physikalische Ozeanographie, die hilfreich für den Physikunterricht von 12-18 jährigen Schülern wären, sind am Ende des Artikels aufgeführt.
Weiterhin kann der Text helfen, Schülern das Verständnis zu vermitteln, dass anscheinend unterschiedliche wissenschaftliche Themen miteinander verknüpft sein können. Zum Beispiel, um zu verstehen wie die Umgebung das marine Leben beeinflusst, benötigen wir die Kenntnis von physikalischen Vorgängen (und auch von Chemie und Geologie).
Mireia Güell Serra, Spainien